Bis hierher und nicht weiter! Kundgebung gegen Neonazis in Detmold

Eingeladen vom Antifaschistischen Arbeitskreis Detmold findet am Samstag, 2. Juli 2011, ab 12.00 Uhr eine antifaschistische Kundgebung vor dem Detmolder Bahnhof statt, zu der verschiedene antifaschistische Initiativen aus dem Kreis Lippe aufrufen. Die Initiatoren des Protestes rufen alle Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an der Kundgebung auf, um öffentlich zu verdeutlichen, dass es in Detmold für neonazistisches Gedankengut keinen Platz gibt.

 

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen

Auch die unzähligen neonazistischen Gewalttaten im Raum Detmold in den letzten Jahre haben gezeigt, dass eine extrem rechte Weltanschauung per se gewalttätig ist. Sie beinhaltet das Recht des Stärkeren, die Ausgrenzung von Minderheiten und Andersdenkenden. Ziel der Angriffe von Neonazis sind Menschen aus ganz bestimmten Gruppen: Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten, Jüdinnen und Juden, Obdachlose, Homosexuelle, Behinderte oder Antifaschistinnen und Antifaschisten.

 

Damit bleiben die Straftaten die hinter Faschismus stehen nicht in der Vergangenheit, sondern sind auch aktuell noch anzuprangern. Die Akzeptanz oder das Ignorieren von Neonazismus und die Heterophobie in der Gesellschaft führen zu rechten Straftaten. Toleranz für Neonazismus und Rassismus darf es aber nicht geben. Darum ist bei der Bekämpfung der extremen Rechten auch die ganze Gesellschaft gefragt.

 

Geschichte, Struktur und Vernetzung

Seit dem Frühjahr 2009 hat sich in den Detmolder Ortsteilen Pivitsheide VL und Pivitsheide VH eine neonazistische Erlebniswelt junger Erwachsener entwickelt, die im Kreis Lippe einzigartig ist. Diese richtet sich dabei nicht nur auf die Teilnahme an Demonstrationen oder den so genannte „Kameradschaftsabenden“, es sind auch unpolitische Ereignisse, die die Neonazis zu Erlebnis- aber auch Propagandazwecken nutzen.

 

Der Name der organisierten Neonazis wechselte von „Freie Kameradschaft Lippe“ zu dem heutigen „Freie Kräfte Detmold“. Der aktive Kern der Gruppe besteht derzeit aus 15 bis 20 Personen – mit absteigender Tendenz. Der kontinuierliche Betrieb einer eigenen Internetseite und die regelmäßige Durchführung von Aktionen belegen aber eine inzwischen gefestigte Struktur.

 

Seit ihrer Gründung ist die Gruppe in das Spektrum der so genannten „Freien Kameradschaften“ eingebunden, einem Netzwerk neonazistischer Gruppen in ganz Deutschland. Die Teilnahme von Aktivisten der „Freien Kräfte Detmold“ an Groß- und Kleindemonstrationen in anderen Städten wie zum Beispiel Hamm und Minden aber auch in Dresden und anderen weiter entfernten Städten ist belegt.

 

Offene NS-Verherrlichung

Die „Freien Kräfte Detmold“ bezeichnen sich selber als „Nationale Sozialisten“. Bei näherer Betrachtung ihrer Propaganda und durchgeführter Aktionen wird schnell klar, das hier nur aus juristischen Gründen nicht die Bezeichnung „Nationalsozialisten“ gewählt wurde. Im Internet stellte sich die Kameradschaft in einem Video demonstrativ mit SS-Runen, die eine lippische Rose einfassen, vor.

 

Hohes Aktionspotential

Die Kameradschaft ist eine parteiunabhängige, neonazistische Gruppe mit einem hohen Aktions- und Gewaltpotential. Zu ihren Aktionen gehört die Teilnahme an Demonstrationen, das Verteilen von Flugblättern und „Heldengedenken“, aber auch das Organisieren einer rechten Lebenswelt in Form von Konzerten und Treffen. Regelmäßig schreiben die Aktivisten der Kameradschaft Texte oder verteilen Flugblätter, vor allem um gegen Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund zu hetzen. Immer wieder berichteten sie auf ihrer Internetseite auch von körperlichen Auseinandersetzungen, stellen sich dabei selbstverständlich immer als Opfer dar. Für die Szene organisierten Mitglieder der Kameradschaft auch mehrere Konzerte und Liederabende in Ostwestfalen-Lippe mit.

 

Öffentliche Präsenz

Während beispielsweise auf den regionalen Rechtsrock-Konzerten die dort gespielte Musik die neonazistische Ideologie in den Alltag transportiert, so zeigen sie auf Dorffesten Präsenz, trinken Bier, zeigen durch einschlägige Bekleidung ihre Ideologie und sind zu Gesprächen bereit. Oftmals entstehen jedoch gerade aus solchen Gelegenheiten Angriffe auf Andersdenkende, aber auch im Alltag sind Neonazis zu finden, sie entsprechen meist dem Aussehen der autonomen Nationalisten und sind somit meist schwarz gekleidet. Zudem befinden sich an unterschiedlichen Plätzen häufig deren Aufkleber, die meist Hetze gegen Andersdenkende zum Inhalt haben.

 

Lokale Akteure

Die Aktivisten der Kameradschaft sind in der Regel junge Menschen. In Pivitsheide finden regelmäßig die so genannten „Kameradschaftsabende“ statt, von hier aus agieren polizeilich- und gerichtsbekannte, rechtskräftig verurteilte Gewalttäter. Aktiv bei den „Freien Kräfte Detmold“ sind auch Heranwachsende, die sich vor dem Verbot der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ im März 2009 in der „NDJ“ – „Nationale Deutsche Jugend“ -, organisiert hatten. Bekannt wurden sie in einem Fernsehbeitrag von „Panorama“, der sie unter anderem bei einem Fahnenappell auf das „Deutsche Reich“ im Detmolder Ortsteil Remmighausen und dem Übungswerfen mit einem Molotowcoctail zeigte.

 

Einschüchterung und Gewaltanwendung

„kill your local antifa“, „Gegen Antifaschismus und linke Gewalt – Weg mit dem Autonomen Zentrum“, „Antifa angreifen!“, die Kulturinitiative Detmold berichtet schon seit geraumer über massive und konkrete Drohungen gegen ihr Vereinshaus, die „alte Pauline“ – und Menschen aus ihrem vermeintlichen oder tatsächlichem Umfeld. Aus diesem Grund kommt es seit Ende 2010 häufig zu Sachbeschädigungen an dem Gebäude oder aber auch zu gewalttätigen Übergriffen an alternativen Jugendlichen. Bei solchen, in der Regel geplanten, Übergriffen bewaffnen sich die Neonazis meist mit Pfefferspray und anderen teils illegalen Waffen.

 

Bis hierher und nicht weiter …

Ob sich extrem rechte Gruppen irgendwo festsetzen können, um rassistische und nationalistische Propaganda zu verbreiten, ist vor allem auch eine Frage des Engagements und der Zivilcourage der Menschen vor Ort.

 

Die „Freien Kräfte Detmold“ verbreiten weiterhin ihre braune Propaganda, dagegen müssen alle freiheitlich denkenden Menschen aufstehen. Die Neonazis mit ihrer menschenverachtenden und rassistischen Ideologie müssen erkennen, dass wir es sind, die Zivilgesellschaft, die ihr Grenzen auferlegt und deutlich macht: „Bis hierher und nicht weiter!“

 


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